kapitel IX
vom saeen in gaerten I
wenn auf einsamen pfaden
mich suchend
umherbewege
meine zu taumeln
meine zu fallen
sehe das schwarz des flusses
versuchend sich langsam um mich
zu winden
das alt bekannte gefuehl
angst altbekannt
doch ich taumle nicht
doch ich falle nicht
sag mir, was ist das?
beschuetzt` ich mich etwa?
​

moewenspiel I, julianadorp aan zee, niederlande
vom saeen in gaerten II
und die einsamkeit legte ihre schatten um mich
mich immer tiefer in den schlaf wiegend
hin und her
her und hin

„Weit breite ich die Flügel aus und weiß nichts mehr als:
Schweben - Vogel sein!“
Else Lasker-Schüler
moewe im flug, julianadorp aan zee, niederlande
vom saeen in gaerten III
da
wo der himmel groeßer ist
und die weiten tragen
wo unser traum eine erinnerung wird
wo die endlichkeit aufhoert
sich weiter zu drehen
für immer dort
schwebend
vom saeen in gaerten IV
da gehe ich in meinen wald
auf meine lichtung
ganz still ist es da
nur die voegel zwitschern
nur der wind der sanft durch meine haende weht
meine haende
immer tanzend
immer suchend
immer fuehlend
auf und ab
ab und auf

frau am flussufer lesend, matisse, foundation beyeler, basel
Vom saeen in gaerten v
sehnsucht
sehnsucht nach meer
immer und immer
meer
das rauschen der wellen dringt
durch die taeler ewiger duenen
straeucher erzaehlen von laengst vergangenen tagen
die gezeiten werfen ihre schatten
fallen in das blau hinein
das salz auf deinen lippen
immer und immer
weiter
spinnst du deine faeden
springst im kreis
rennst
immer und immer
weiter
und immer
meer
und immer denke ich daran
wir den duenen folgten
schritt fuer schritt
sie uns wiegen
in den ebenen ihres koerpers
ihre tiefen taeler
ihre zarten hoehen
und all das
unser zuhause ist
das grau
das blau
und all das
dazwischen
inzwischenzeit
ist

moewenspiel II, julianadorp aan zee, niederlande
kapitel X
vom saeen in gaerten I
tulpen kann man nicht trocknen
aber sag mir
wie soll ich den fruehling festhalten?
